Sie prägt grundlegend die operative Effizienz, die Agilität und die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit. In der heutigen dynamischen Marktlandschaft spitzt sich diese Entscheidung oft auf eine zentrale Frage zu: Setzt man auf ein modernes Cloud-ERP oder bleibt man beim traditionellen On-Premise-Modell?
Diese Wahl gewinnt zusätzlich an Brisanz durch beschleunigte Digitalisierungstrends, den Vormarsch KI-gestützter Funktionen in ERP-Systemen und drängende externe Faktoren. Ein prominentes Beispiel hierfür sind die bevorstehenden Wartungsenden für weit verbreitete Systeme wie SAP ECC, die viele Unternehmen zum Handeln zwingen.3 Gerade für den deutschen Mittelstand ist diese Entscheidung von besonderer Bedeutung, da Faktoren wie begrenzte Ressourcen, Wachstumsambitionen und das Gebot der Agilität hier oft stärker ins Gewicht fallen.
Dieser Artikel bietet einen umfassenden Vergleich von Cloud- und On-Premise-ERP-Systemen. Er beleuchtet die entscheidenden Faktoren, die Unternehmen bewerten müssen, um eine fundierte, zukunftssichere Entscheidung zu treffen.
Ziel ist es, Klarheit und Orientierung zu schaffen
Um eine fundierte Entscheidung treffen zu können, ist es zunächst wichtig, die grundlegenden Unterschiede zwischen den beiden Bereitstellungsmodellen zu verstehen.
Das klassische On-Premise-Modell (übersetzt: „vor Ort“) bedeutet, dass die ERP-Software gekauft wird – typischerweise über eine unbefristete Lizenz (Perpetual License) – und auf den firmeneigenen Servern und der eigenen Hardware installiert wird.14 Diese Infrastruktur befindet sich physisch in den Räumlichkeiten des Unternehmens.
Das entscheidende Merkmal: Das Unternehmen besitzt die Softwarelizenz und ist vollumfänglich für die Verwaltung und Wartung der gesamten Infrastruktur verantwortlich. Dies schließt die Anschaffung und Instandhaltung der Hardware, die Installation und Konfiguration der Software, die Durchführung von Updates und Upgrades, die Gewährleistung der Sicherheit sowie die Erstellung von Backups ein.
Im Gegensatz dazu wird Cloud-ERP-Software über das Internet als Dienstleistung bezogen, meist im Rahmen eines Software-as-a-Service (SaaS)-Modells. Die Software selbst sowie die Unternehmensdaten werden auf den Servern des ERP-Anbieters in externen, hochsicheren Rechenzentren gehostet. Der Zugriff erfolgt in der Regel über einen Webbrowser oder spezielle Applikationen.
Das entscheidende Merkmal hierbei: Das Unternehmen zahlt typischerweise eine wiederkehrende Nutzungsgebühr, die sich oft nach der Anzahl der Nutzer oder dem genutzten Funktionsumfang richtet und monatlich oder jährlich abgerechnet wird. Der Anbieter ist für die Bereitstellung und Verwaltung der Infrastruktur, die Wartung, die Durchführung von Updates und oft auch für die grundlegende Sicherheit der Plattform verantwortlich.
Es sei kurz erwähnt, dass auch hybride Modelle existieren. Diese kombinieren Elemente von On-Premise und Cloud-ERP. Sie kommen oft in Übergangsphasen zum Einsatz oder wenn spezifische Anforderungen bestehen – beispielsweise, wenn besonders sensible Daten weiterhin im eigenen Rechenzentrum verbleiben sollen, während andere Funktionalitäten aus der Cloud genutzt werden.
Die Frage, ob Cloud-ERP oder On-Premise die "bessere" Lösung ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Die optimale Wahl hängt maßgeblich von den individuellen Geschäftsanforderungen, Prioritäten, verfügbaren Ressourcen und strategischen Zielen Ihres Unternehmens ab. Im Folgenden werden die kritischen Faktoren detailliert beleuchtet, die Sie bei Ihrer Entscheidung berücksichtigen sollten.
Die Kostenstruktur ist oft einer der ausschlaggebendsten Punkte bei der ERP-Auswahl.
On-Premise Kosten:
Hohe Anfangsinvestitionen (CapEx): Dieses Modell erfordert erhebliche Investitionen zu Beginn. Dazu gehören die Kosten für unbefristete Softwarelizenzen, leistungsfähige Serverhardware, Netzwerkinfrastruktur und gegebenenfalls die Einrichtung oder Modernisierung von Serverräumen inklusive Kühlung und Stromversorgung.
Laufende Betriebskosten: Neben den Anschaffungskosten fallen kontinuierliche Ausgaben an. Diese umfassen Gehälter und Schulungen für IT-Personal, das für Wartung, Support und Updates zuständig ist, Energiekosten für den Serverbetrieb, regelmäßige Hardware-Erneuerungen, Ausgaben für Sicherheitslösungen (Firewalls, Antivirus etc.), Backup-Systeme und potenziell hohe Kosten für die Implementierung größerer Versions-Upgrades.
Gesamtbetriebskosten (TCO): Über einen langen Zeitraum können die Gesamtbetriebskosten theoretisch niedriger sein als bei einem Cloud-Abonnement, vorausgesetzt, das System wird effizient verwaltet und hat eine lange Lebensdauer. Allerdings werden oft versteckte Kosten übersehen, wie der interne Zeitaufwand für Wartung oder die Komplexität von Upgrades.
Cloud-ERP Kosten:
Geringe Anfangsinvestitionen: Da keine eigene Hardware-Infrastruktur angeschafft werden muss, sind die initialen Kosten deutlich geringer. Implementierungskosten fallen zwar weiterhin an, sind aber in der Regel niedriger als bei On-Premise-Projekten.
Vorhersehbare laufende Kosten (OpEx): Die Kostenstruktur basiert auf wiederkehrenden Abonnementgebühren (z.B. pro Nutzer pro Monat), was die Budgetierung und das Cashflow-Management erheblich erleichtert.
Inkludierte Leistungen: Der Anbieter übernimmt die Kosten und den Aufwand für Infrastruktur, Wartung, Sicherheit und oft auch automatische Updates im Rahmen des Abonnements.
Gesamtbetriebskosten (TCO): Langfristig können die kumulierten Abonnementgebühren die Kosten einer On-Premise-Lösung übersteigen, insbesondere bei einer großen Nutzerzahl über viele Jahre. Dennoch zeigen Studien oft eine signifikante TCO-Reduzierung durch Cloud-ERP. Eine Untersuchung ergab beispielsweise 50% niedrigere Gesamtbetriebskosten über vier Jahre für ein Unternehmen mit 100 Usern im Vergleich zu On-Premise.
Quelle: eigene RecherchenFür mittelständische Unternehmen ist nicht nur die absolute Höhe der Kosten entscheidend, sondern auch die Planbarkeit und die Auswirkung auf die Liquidität. Das OpEx-Modell der Cloud mit seinen geringeren Anfangshürden und transparenten, vorhersehbaren laufenden Kosten passt oft besser zur Finanzplanung im Mittelstand als die hohen, potenziell budgetsprengenden Anfangsinvestitionen des On-Premise-Modells.
Die theoretischen Langzeit-Einsparungen von On-Premise könnten durch den hohen internen Verwaltungsaufwand und unvorhergesehene Upgrade-Kosten aufgefressen werden, während Cloud-Lösungen diese Aspekte oft bündeln und somit eine klarere Kostentransparenz bieten.
Flexibilität und Skalierbarkeit: Bereit für zukünftiges Wachstum?
Die Fähigkeit, auf Marktveränderungen und Unternehmenswachstum reagieren zu können, ist ein zentraler Wettbewerbsfaktor.
Cloud-ERP: Bietet eine hohe Skalierbarkeit. Unternehmen können Nutzer, Module oder Funktionen einfach hinzufügen oder entfernen, je nach aktuellem Bedarf – sei es durch Wachstum, saisonale Schwankungen oder die Erschließung neuer Märkte. Das Pay-as-you-go-Modell unterstützt diese Flexibilität direkt. Dies ermöglicht eine schnellere Anpassung an sich ändernde Marktbedingungen.
On-Premise ERP: Die Skalierung ist oft mit erheblichem Planungsaufwand und weiteren Investitionen in Hardware, Lizenzen und IT-Arbeitszeit verbunden. Das System ist weniger flexibel, wenn es darum geht, schnell auf veränderte Anforderungen zu reagieren.
Relevanz für den Mittelstand: Dieser Punkt ist besonders kritisch für wachstumsorientierte Mittelständler, die sich schnell anpassen müssen, ohne durch große, disruptive Infrastrukturprojekte gebremst zu werden.
Kontrolle und Anpassung: Maßgeschneidert oder Standard?
Die Frage nach dem Grad der Anpassbarkeit ist oft eng mit der Kontrolle über das System verbunden.
On-Premise ERP: Bietet maximale Kontrolle über das System, die Daten und die zugrundeliegende Infrastruktur. Es erlaubt tiefgreifende Anpassungen bis hin zur Modifikation des Quellcodes, um einzigartige oder sehr komplexe Geschäftsprozesse abzubilden.
Cloud-ERP: Die direkte Kontrolle über die Infrastruktur liegt beim Anbieter. Die Anpassungsmöglichkeiten sind oft stärker auf Konfiguration, die Nutzung von Programmierschnittstellen (APIs) oder Plattformerweiterungen ausgerichtet als auf tiefgreifende Code-Änderungen. Dies fördert tendenziell die Standardisierung von Prozessen und die Orientierung an Best Practices. Einige Cloud-Plattformen bieten jedoch umfangreiche Ökosysteme für Erweiterungen an.
Die hohe Anpassbarkeit von On-Premise-Systemen kann jedoch zur Falle werden. Tiefgreifende, individuelle Modifikationen sind oft an eine spezifische Softwareversion gebunden. Bei einem Upgrade müssen diese Anpassungen aufwändig neu implementiert oder nachgebaut werden, was komplex, teuer und riskant ist. Aus Angst, funktionierende Anpassungen zu gefährden, vermeiden viele Unternehmen Upgrades und geraten in eine "Version-Lock"-Situation.
Sie arbeiten dann mit veralteter, potenziell unsicherer Software, verpassen Innovationen (wie KI-Funktionen) und stehen vor erheblichen Risiken, wenn der Herstellersupport ausläuft (z.B. SAP ECC EOL, SAP R3 oder Microsoft oder andere). Cloud-Anbieter managen die Upgrades zentral und sorgen oft dafür, dass über standardisierte Wege (APIs, Plattform-Tools) erstellte Konfigurationen und Integrationen automatisch übernommen werden.
Obwohl der direkte Codezugriff seltener ist, sichert diese erzwungene Standardisierung die kontinuierliche Weiterentwicklung und vermeidet die "Version-Lock"-Falle. Der vermeintliche Vorteil der On-Premise-Anpassung kann sich so langfristig als erhebliche Bürde erweisen.
Datensicherheit und Compliance: Wem vertrauen Sie Ihre Daten an?
Gerade im DACH-Raum hat die Sicherheit von Unternehmensdaten höchste Priorität.
On-Premise ERP: Das Unternehmen behält die volle physische Kontrolle über die Datenspeicherung. Die Verantwortung für die Implementierung und Aufrechterhaltung aller Sicherheitsmaßnahmen (Firewalls, Zugriffskontrollen, Intrusion Detection, Sicherheitspatches etc.) liegt vollständig beim internen IT-Team. Das System kann sehr spezifisch an Compliance-Anforderungen angepasst werden.
Cloud-ERP: Die Daten werden in den Rechenzentren des Anbieters gespeichert. Die Sicherheitsverantwortung ist geteilt: Der Anbieter sichert die Infrastruktur, die Plattform und die Anwendungsbasis; der Kunde ist für die Verwaltung der Nutzerzugriffe und die Datenkonfiguration verantwortlich. Renommierte Cloud-Anbieter investieren massiv in Sicherheitsexpertise, modernste Technologien und Zertifizierungen (z.B. ISO 27001, SOC-Berichte), oft in einem Umfang, der für einzelne Mittelständler kaum realisierbar wäre. Es muss jedoch sichergestellt werden, dass der Anbieter relevante Vorschriften wie die DSGVO einhält.
Für den Mittelstand stellt sich hier eine wichtige Abwägung: Bietet das Gefühl der Kontrolle bei On-Premise tatsächlich eine höhere Sicherheit als die Nutzung der spezialisierten, zertifizierten Sicherheitsinfrastruktur und Expertise eines großen Cloud-Anbieters? Während On-Premise die Daten physisch im Haus hält, erfordert die Aufrechterhaltung modernster Sicherheit kontinuierliche Investitionen und tiefgehendes Know-how, was die Ressourcen von KMUs strapazieren kann.
Cloud-Anbieter bündeln diese Expertise und Infrastruktur. Auch wenn die Daten extern liegen, könnte das Niveau der bereitgestellten Sicherheit das übertreffen, was ein durchschnittliches KMU intern leisten kann.20 Die Entscheidung verlagert sich von der reinen Frage des Datenstandorts zur Frage nach dem Vertrauen in die Kompetenz des Anbieters. Eine sorgfältige Prüfung (Due Diligence) des Cloud-Anbieters, seiner Sicherheitsmaßnahmen und Zertifizierungen ist daher unerlässlich.18
Implementierung und Wartung: Zeitaufwand und benötigte IT-Ressourcen
Der Prozess der Einführung und der laufende Betrieb unterscheiden sich erheblich.
On-Premise ERP: Die Implementierungszeiten sind oft deutlich länger (häufig über ein Jahr), bedingt durch die Notwendigkeit, Hardware zu beschaffen und zu konfigurieren, die Infrastruktur aufzubauen, Software zu installieren und umfangreiche Anpassungen vorzunehmen. Der Betrieb erfordert eine signifikante Beteiligung der internen IT-Abteilung für die laufende Wartung, das Einspielen von Updates und Patches, die Fehlerbehebung und die Verwaltung von Backups.
Cloud-ERP: Die Implementierung ist in der Regel schneller (oft 4-9 Monate), da die Infrastruktur bereits bereitsteht und der Anbieter die serverseitige Einrichtung übernimmt. Dies reduziert die Belastung für das interne IT-Personal erheblich, da Wartung, Updates und Backups vom Anbieter gemanagt werden.
Aus unserer Erfahrung im Rahmen von Einführungsprojekten ist wichtig, dass die große Herausforderung bei einer Einführung meist nicht die Technik ist, sondern die Bereitschaft neue Prozesse anzunehmen. Schulungen und die Akzeptanz bei den Mitarbeitern ist ein wesentlicher Faktor für den Erfolg eines solchen Projekts.
Wenn Sie zu diesen Punkt der Umsetzung Fragen haben, nehmen Sie bitte einfach Kontakt mit uns auf, wir können Ihnen eventuell wertvolle Tips aus unserer Erfahrung geben damit Sie Ihr Projekt reibungslos und erfolgreich umsetzen.
Ein oft unterschätzter strategischer Vorteil von Cloud-ERP für den Mittelstand liegt in der Freisetzung knapper IT-Ressourcen. On-Premise-Systeme binden IT-Kapazitäten durch Routineaufgaben wie Infrastrukturwartung, Patching und Backups. Da mittelständische IT-Teams oft klein sind, werden diese Ressourcen vom operativen Betrieb absorbiert. Cloud-Anbieter übernehmen diese Last. Dadurch kann sich die interne IT auf strategisch wichtigere, wertschöpfende Tätigkeiten konzentrieren: die Optimierung von Geschäftsprozessen mithilfe des ERP-Systems, die Analyse von Daten zur Gewinnung von Geschäftseinblicken, die Unterstützung von Digitalisierungsinitiativen oder die Förderung von Innovationen.
Dieser Fokuswechsel von reiner Infrastrukturverwaltung hin zur aktiven Wertschöpfung ist ein entscheidender Vorteil des Cloud-Modells.
Zugänglichkeit und Mobilität: Arbeiten von überall?
Die Art und Weise, wie Mitarbeiter auf das System zugreifen können, ist in modernen Arbeitswelten ein wichtiger Faktor.
Cloud-ERP: Ist von überall mit einer Internetverbindung über einen Webbrowser oder eine mobile App zugänglich. Es unterstützt von Natur aus Remote-Arbeit und flexible Arbeitsmodelle.
On-Premise ERP: Der Zugriff ist typischerweise auf das interne Firmennetzwerk beschränkt. Fernzugriff erfordert zusätzliche Konfigurationen wie VPNs (Virtual Private Networks), was die Komplexität, die Kosten und potenzielle Sicherheitsrisiken erhöht. Mobile Zugänglichkeit ist oft nur eingeschränkt oder mit zusätzlichem Aufwand realisierbar.
Relevanz: Dies wird immer wichtiger für Unternehmen mit Außendienstmitarbeitern, mehreren Standorten oder dem Wunsch, flexible Arbeitsmodelle zu ermöglichen.
Basierend auf den diskutierten Faktoren lässt sich eine Orientierung geben, wann welches Modell für mittelständische Unternehmen tendenziell besser geeignet sein könnte.30
Cloud-ERP ist oft die passende Wahl für:
Start-ups und KMUs mit begrenztem IT-Personal und Budget für hohe Anfangsinvestitionen.7
Wachstumsorientierte Unternehmen, die hohe Skalierbarkeit und Flexibilität benötigen.15
Unternehmen, die eine hohe Zugänglichkeit für mobile Mitarbeiter, Remote-Arbeit oder mehrere Standorte sicherstellen müssen.
Firmen, die eine schnelle Implementierung und raschen Zugang zu Innovationen und Updates priorisieren.
Organisationen, die mit einem planbaren Abonnementmodell und standardisierten Prozessen gut zurechtkommen.
On-Premise ERP könnte in Betracht gezogen werden von:
Unternehmen mit sehr spezifischen, komplexen Prozessen, die tiefgreifende Anpassungen erfordern, welche in verfügbaren Cloud-Optionen nicht realisierbar sind.
Organisationen in stark regulierten Branchen mit extremen Anforderungen an Datenhoheit und -kontrolle, die durch Cloud-Zertifizierungen oder -Angebote nicht abgedeckt werden können.
Betrieben, die bereits über eine robuste IT-Infrastruktur und qualifiziertes Personal verfügen, um das System effektiv selbst zu verwalten.
Unternehmen, die eine einmalige Kapitalinvestition klar bevorzugen, laufende Betriebskosten minimieren wollen und eine sehr lange Nutzungsdauer des Systems planen.
Cloud-ERP vs. On-Premise: Kernunterschiede für den Mittelstand im Überblick
Faktor |
Cloud-ERP (SaaS) |
On-Premise ERP |
Anfangsinvestition |
Gering (Abo-Modell) |
Hoch (Lizenzen, Hardware, Infrastruktur) |
Laufende Kosten |
Planbar (Abo-Gebühren) |
Variabel (Wartung, Personal, Upgrades, Energie) |
Skalierbarkeit |
Hoch (einfach anpassbar) |
Begrenzt (oft Hardware-Investition nötig) |
Anpassbarkeit |
Mittel (Konfiguration, APIs, Ökosystem) |
Hoch (tiefe Code-Anpassung möglich) |
Kontrolle (System) |
Gering (Vendor-Management) |
Hoch (Eigenverantwortung) |
Datensicherheit |
Geteilte Verantwortung (Vendor & Kunde) |
Eigene Verantwortung |
IT-Ressourcenbedarf |
Gering (Vendor übernimmt viel) |
Hoch (dediziertes Team/Expertise nötig) |
Implementierungszeit |
Kürzer (ca. 3-6 Monate) |
Länger (oft > 1 Jahr) |
Updates & Wartung |
Automatisch (durch Vendor) |
Manuell (durch internes Team/Partner) |
Zugänglichkeit/Mobilität |
Hoch (Internetbasiert) |
Begrenzt (oft nur im Firmennetzwerk ohne Zusatz) |
Diese Tabelle dient als schnelle Referenz, ersetzt jedoch nicht die individuelle Analyse. Die Wahl des Bereitstellungsmodells ist eine strategische Entscheidung mit langfristigen Konsequenzen. Angesichts der Komplexität ist eine unabhängige Beratung oft wertvoll. Externe Experten können helfen, eine gründliche Bedarfsanalyse durchzuführen, Anbieter objektiv zu bewerten und eine maßgeschneiderte ERP-Strategie samt Implementierungsplan zu entwickeln.
Zwei aktuelle Entwicklungen beeinflussen die ERP-Landschaft maßgeblich und sollten in die Entscheidungsfindung einfließen:
Künstliche Intelligenz, insbesondere generative KI, hält verstärkt Einzug in moderne ERP-Systeme – sowohl in Cloud-Lösungen als auch potenziell in neueren On-Premise-Versionen.1 Die potenziellen Vorteile sind vielfältig:
Prozessautomatisierung: KI kann repetitive Aufgaben übernehmen und Workflows effizienter gestalten.
Verbesserte Analysen und Entscheidungsfindung: KI-Algorithmen können Muster in großen Datenmengen erkennen, präzisere Prognosen erstellen und fundiertere Entscheidungen unterstützen.
Intelligente Assistenten: Sogenannte Copilots oder digitale Assistenten ermöglichen eine intuitive Interaktion mit dem System über natürliche Sprache.
Die Implikation für die Wahl des Bereitstellungsmodells: Der Zugang zu diesen Innovationen ist über Cloud-ERP oft schneller und einfacher, da Updates und neue Funktionen zentral vom Anbieter entwickelt und bereitgestellt werden.2 Bei der Auswahl eines zukunftssicheren Systems sollten die KI-Fähigkeiten des Anbieters daher genau geprüft werden.
Für viele Mittelständler, die SAP ECC nutzen, ist die Zeit zum Handeln gekommen. Die Fakten sind klar:
Wartungsende: Die Mainstream-Wartung für SAP Business Suite 7 (inkl. ECC 6.0 mit EHP 6, 7, 8) endet definitiv am 31. Dezember 2027. Eine optionale, kostenpflichtige Extended Maintenance ist bis zum 31. Dezember 2030 verfügbar (mit Aufschlag auf die Wartungsgebühren). Für ältere Enhancement Packages (EHP 0-5) endete die Mainstream-Wartung bereits am 31. Dezember 2025. Ein weiteres Verschieben der Fristen gilt als unwahrscheinlich.
Konsequenzen bei Untätigkeit: Nach dem Wartungsende gibt es keine regulären Updates mehr – weder für gesetzliche Änderungen noch für Sicherheitspatches. Dies führt zu erhöhten Betriebsrisiken, potenziellen Compliance-Verstößen, einem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit und Schwierigkeiten bei der Integration mit neueren Technologien.
Diese Deadline stellt für SAP-nutzende Mittelständler einen kritischen strategischen Wendepunkt dar. Es geht nicht nur um ein technisches Upgrade. Die Situation erzwingt eine grundlegende Neubewertung der gesamten ERP-Landschaft. Unternehmen müssen jetzt entscheiden, welcher Weg der richtige für ihre Zukunft ist: der Umstieg auf S/4HANA (in der Cloud oder On-Premise?), die Prüfung von Alternativen anderer Anbieter oder eine Übergangslösung.
Einfach nur die Entscheidung hinauszuzögern, beispielsweise durch die teure Extended Maintenance, erhöht die Kosten und Risiken, ohne das grundlegende Bedürfnis nach Modernisierung zu adressieren. Die Deadline zwingt zu einer strategischen Wahl über die zukünftige ERP-Ausrichtung – einschließlich des Bereitstellungsmodells.
Die Wahl zwischen Cloud-ERP und On-Premise-ERP ist keine einfache Ja/Nein-Frage. Beide Modelle haben ihre Berechtigung und bieten spezifische Vor- und Nachteile. Cloud-Lösungen punkten mit Flexibilität, Skalierbarkeit, geringeren Anfangskosten und reduzierter Belastung der internen IT. On-Premise-Systeme bieten maximale Kontrolle, tiefgreifende Anpassungsmöglichkeiten und potenziell niedrigere Langzeitkosten bei effizientem Management.
Es gibt keine Einheitslösung. Die optimale Wahl ist immer individuell und muss auf einer sorgfältigen Analyse der spezifischen Situation, der aktuellen und zukünftigen Anforderungen sowie der strategischen Ausrichtung Ihres Unternehmens basieren.28 Dabei ist es entscheidend, nicht nur den Status quo zu betrachten, sondern auch zukünftiges Wachstum, technologische Trends wie KI und die Notwendigkeit langfristiger Anpassungsfähigkeit zu berücksichtigen.1 Für Unternehmen, die noch SAP ECC einsetzen, kommt eine zeitliche Dringlichkeit hinzu, die entschlossenes Handeln erfordert.
Mit den hier dargestellten Informationen sind Sie besser gerüstet, diese wichtige strategische Entscheidung mit Klarheit und Weitsicht anzugehen.
Eine kleine Erklärung der Begriffe aus der SAP Welt:
Was bedeutet ERP?
ERP ist die Abkürzung für Enterprise Resource Planning. Dabei geht es um die zeit- und bedarfsgerechte Planung aller Ressourcen im Unternehmen (z.B. Kapital, Personal oder Betriebsmittel). Mit einer ERP-Software können diese Unternehmensprozesse und Ressourcen automatisiert, geplant und gesteuert werden.
Was ist SAP R/3?
SAP R/3 ist das älteste der drei ERP-Systeme von SAP. SAP R/3 wurde 1992 auf den Markt gebracht. Das „R“ im Produktnamen steht für „Realtime Data Processing“ und die „3“ für den dreistufigen Aufbau des Systems aus Datenbank, Applikationsserver und Benutzeroberfläche.
Was ist SAP ERP (SAP ECC)?
SAP R/3 wurde 2004 durch SAP ERP, auch bekannt als SAP ECC, abgelöst. Die aktuellste Version ist SAP ERP 6.0 mit dem SAP Enhancement Package 8 (2016). SAP ECC besteht wie SAP R/3 aus einer dreistufigen Architektur, der sogenannten „Three-Tier-Architektur“.
Was ist SAP S/4HANA?
Das jüngste Produkt der SAP, das seit 2015 unter dem Namen SAP S/4HANA vermarktet wird, basiert auf der Datenbank HANA und unterscheidet sich damit grundlegend von seinen Vorgängerversionen. SAP S/4HANA ist nicht nur als On-Premise-, sondern auch als Cloud-Variante verfügbar.
Die Wahl des richtigen ERP-Systems und Bereitstellungsmodells ist eine komplexe strategische Entscheidung mit weitreichenden Folgen.